Die Souveräne Cloud ist gekommen, um zu bleiben!

 | 
13.10.2025
 | 
5 min Lesedauer
Featured Image

Im Rahmen der gemeinsamen Studie „Digitale Souveränität im Realitäts-Check“ haben tecRacer und cloud ahead untersucht, wie Unternehmen in Deutschland das Thema digitale Souveränität heute tatsächlich verstehen und umsetzen. Im Gespräch erklärt Max Hille, warum die Souveräne Cloud mehr ist als ein politisches Schlagwort – und welche Erkenntnisse aus der Datenerhebung besonders überraschen.

cloudahead Max Hille

Zur Person

Maximilian Hille ist Head of Sales bei der tecRacer, einem führenden führende AWS-Partner in der DACH-Region und als einziger zertifizierter AWS Premier Tier Services und Advanced Tier Training Partner auf Cloud-Lösungen spezialisiert. Mit umfassender AWS-Expertise unterstützt tecRacer Unternehmen bei Cloud-Transformation, Modernisierung und sicheren, skalierbaren IT-Lösungen. Seit über 15 Jahren hat Max sich der Verbreitung Cloud-nativer Architekturen und Vorgehensweisen im deutschen Mittelstand verschrieben und gehört zu den Veteranen der europäischen Cloud Native-Bewegung.

Gregor: Was war deine Motivation, diese Studie durchzuführen?

Max: Ich wollte endlich herausfinden, wie Unternehmen digitale Souveränität wirklich sehen – jenseits von Schlagworten und Social-Media-Debatten. Mir ging es darum, eine echte Datengrundlage zu schaffen, um das Thema einmal objektiv und aus der Praxis heraus zu betrachten.

Gregor: Welche Daten haben Dir denn bisher gefehlt?

Max: Mir ist aufgefallen, dass in den vielen Diskussionen um das Thema bestimmte Risiken ständig überhöht werden – etwa Vendor-Lock-in, der Wunsch nach vollständigem Open Source oder die Angst vor geopolitischen Totalblockaden. Diese Themen gibt es ja seit Jahren, aber ich wollte wissen: Was machen Unternehmen heute tatsächlich, und was planen sie konkret für die Zukunft?
Und dann ist da noch die ganze Debatte um das sogenannte Sovereign Cloud Washing – also die Vorstellung, dass alles, was US-Technologie enthält, automatisch nicht souverän sein kann. Mich hat interessiert, wie IT-Entscheider das wirklich sehen, weil sie sich ja selten lautstark in diesen öffentlichen Diskussionen äußern.

200 IT-Entscheider:innen wurden befragt

Gregor: Dann stelle die Studie einmal kurz vor. Wer wurde zu was befragt?

Max: Wir haben rund 200 IT-Entscheider:innen aus verschiedenen Branchen in Deutschland befragt – von KRITIS und öffentlicher Verwaltung bis hin zu Industrie und Finanzwirtschaft. Im Fokus stand die Frage, wie Unternehmen digitale Souveränität konkret verstehen, bewerten und umsetzen: Welche Risiken sie sehen, welche Strategien sie verfolgen und welche Rolle souveräne Clouds dabei spielen. So konnten wir erstmals ein realistisches Bild davon zeichnen, wo Unternehmen beim Thema Souveränität heute wirklich stehen.

Gregor: Wie seid ihr dabei vorgangen?

Max: Wir haben die Studie gemeinsam mit cloud ahead entwickelt, weil ihr euch Anbieter-unabhängig mit den Themen Souveränität und souveräne Clouds beschäftigt. Gemeinsam haben wir einen Fragebogen mit sehr praxisnahen und greifbaren Fragen erarbeitet, um echte Einblicke aus dem Unternehmensalltag zu bekommen. Offenbar hat das den Nerv getroffen: Die Resonanz war ausgesprochen hoch, und viele Beteiligte haben uns zurückgespiegelt, dass sie sich in den Fragestellungen sehr gut wiedergefunden haben.

Firmen sehen vor allem alltägliche Risiken

Gregor: Was waren denn für dich die spannendsten Ergebnisse bis jetzt?

Max: Für mich war besonders spannend zu sehen, wie realistisch und an den tatsächlichen Herausforderungen orientiert viele Unternehmen heute mit dem Thema umgehen. Statt sich von politischen Extremszenarien leiten zu lassen, sehen sie vor allem alltägliche Risiken wie Software-Schwachstellen oder Betriebsunterbrechungen als entscheidend an.

cloudahead Souveraene Cloud Ist Gekommen Um Zu Bleiben Risiken

Bemerkenswert ist auch, dass Vendor-Lock-in und geopolitische Risiken zwar präsent sind, aber deutlich weniger Gewicht haben, als man es aus der öffentlichen Debatte erwarten würde. Und schließlich fand ich spannend, dass souveräne Clouds nicht als Gegensatz, sondern zunehmend als Ergänzung zur Public Cloud verstanden werden – also als Weg, Abhängigkeiten gezielt zu reduzieren, statt sie dogmatisch aufzulösen. Das ist mittlerweile sogar auch die Strategie der Public Cloud-Anbieter selbst.

IT-EntscheiderInnen sind pragmatisch

Gregor: Auf Social Media wird ja zu dem Thema viel gestritten. Spiegelt sich das auch in der Studie wider?

Max: Ja, das sieht man deutlich – aber auf eine ganz andere Weise, als man es von Social Media kennt. Dort wird oft sehr ideologisch gestritten: Alles mit US-Technologie gilt als unsouverän, und wer eine Public Cloud nutzt, hat angeblich schon verloren.

In der Studie zeigt sich dagegen ein viel differenzierteres Bild, das sich grob in zwei Fraktionen aufteilt: Die einen definieren Souveränität über Unabhängigkeit – also möglichst vollständige Kontrolle und Transparenz. Die anderen sehen sie über Handlungsfähigkeit – also die Fähigkeit, auch in komplexen Umfeldern selbstbestimmt zu agieren, auch unter bestehenden Abhängigkeiten.

Aber die IT-EntscheiderInnen beider Fraktionen sind pragmatisch und nicht dogmatisch, denn beide haben sehr viel US-Technologie in ihrem Stack. Fast alle nutzen jetzt schon Hyperscale-Clouds und begrüßen souveräne Clouds als Fortschritt. Spannende Unterschiede gibt es dennoch, aber die sind eher graduell und in den Details.

cloudahead Souveraene Cloud Ist Gekommen Um Zu Bleiben Definition

Gregor: Basierend auf den Dir jetzt vorliegenden Daten: Was ist deine Prognose zur weiteren Marktentwicklung der souveränen Clouds?

Max:  Ich glaube, wir stehen jetzt an dem Punkt, an dem souveräne Clouds aus der Konzeptphase herauskommen und wirklich in die Breite gehen. Viele Unternehmen haben die Grundlagen gelegt – sie wissen, wo ihre Abhängigkeiten liegen, und sie wollen diese Schritt für Schritt reduzieren.

Ich erwarte, dass sich souveräne Clouds als integraler Bestandteil hybrider Strategien etablieren werden – also nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zu bestehenden Hyperscaler-Umgebungen.

Der Markt wird sich dabei stark differenzieren: Einige Anbieter werden echte Mehrwerte in Sicherheit, Compliance und regionaler Kontrolle liefern, andere eher ein Label „Souveränität“ tragen, ohne es technisch einzulösen.

Für mich ist klar, die souveräne Cloud ist gekommen, um zu bleiben. Nicht, weil sie politisch gewollt ist, sondern weil sie technologisch und im Kontext der heutigen Welt, in der wir leben, die realen Probleme vieler Unternehmen löst.

Die Ergebnisse werden jetzt veröffentlicht

Gregor: Wie geht es jetzt weiter mit der Studie?

Max: Wir werden die Ergebnisse jetzt in mehreren Schritten veröffentlichen – zuerst mit einer kompakten Management Summary, später dann mit tiefergehenden Analysen zu einzelnen Themenfeldern wie Risiko­wahrnehmung, Strategien oder Branchenunterschieden.
Außerdem wollen wir den Dialog mit der Community fortsetzen, also die Erkenntnisse in Fachrunden, Panels und Beiträgen weiter diskutieren. Und natürlich stehen wir auch als Wegbegleiter und Umsetzer für die Unternehmen und Organisationen bereit, die sich in die Souveräne Cloud begeben möchten.

Ebenso werden wir die Studie auch fortschreiben – Ziel ist es, in einem Jahr zu sehen, wie sich Wahrnehmung und Umsetzung von digitaler Souveränität weiterentwickelt haben.

Gregor: Gibt es eine Möglichkeit für Unternehmen, jetzt schon einen Einblick in die Daten zu bekommen?

Max: Ja klar, wer Interesse hat, kann sich die Studie mit allen Daten und Ergebnissen auf unserer Website herunterladen oder meldet sich gerne direkt bei mir über LinkedIn oder per Email.

Gregor: Vielen Dank für Deine Zeit!

Alle Texte, Daten und Grafiken...

...der Blogeinträge und Hintergründe dürfen passend zur Nutzungslizenz verwendet werden, auch für kommerzielle Zwecke. Als offene Dateien sind sie zu finden unter Downloads.

Unsere neusten Artikel in Ihrer Inbox.

Verpassen Sie keine Neuigkeiten mehr zum Thema souveräne Cloud.

Hinweise zu dem Einsatz des Versanddienstleister Brevo, der Anmeldungsprotokollierung und zu Ihrem Widerrufsrecht erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Inhalte
Kontakt
Social
OSBA Logo