2. Warum ist die Public Cloud so viel besser?

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29.07.2022
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5 min Lesedauer

Die Public Cloud hat sich in den meisten Branchen gegenüber der Private Cloud durchgesetzt. Direkt belegt wird dies durch die Auswertungen der Analysten (z.B. IDC, Gartner, Statista). Indirekt belegt wird dies zudem durch den Vergleich der Wachstumszahlen und Börsenbewertungen der Public-Cloud-Anbieter (AWS, Microsoft, Google) mit denjenigen der klassischen Private-Cloud-Anbieter (IBM, VMWare).

Aus welchem Grund nimmt die Nutzung der Public Cloud so viel stärker zu als die der Private Cloud?

Technisch gibt es kaum Unterschiede

Cloud ist die Automatisierung der IT-Wertschöpfung – beginnend bei der Infrastruktur (Infrastructure-as-a-Service wie Netzwerk, Speicher, Rechenleistung) über die Middleware (Platform-as-a-service wie Datenbanken) zu den einzelnen Anwendungen (Software-as-a-Service wie Kollaborations- und Kommunikationslösungen). Auf allen genannten Ebenen gibt es gleichermaßen Software und Anbieter für die Private Cloud wie für die Public Cloud.

Technisch gesehen gibt es grundsätzlich keine Unterschiede zwischen den beiden Cloud-Typen. Der Unterschied liegt (zunächst nur) im Nutzerkreis, und diesen bestimmt der Anbieter der IT-Services im Wege einer Business-Entscheidung.

Warum stellen wir nicht Elektrizität selbst her?

Die Entscheidung zwischen der Private und Public Cloud ist von kaufmännischen Überlegungen getragen. Zur Erläuterung ist eine Analogie zur Energiewirtschaft hilfreich.

cloudahead Grafik Private vs Public Energy

Weil es zu aufwändig wäre, einige Millionen Euro in Kraftwerke zu investieren, Leitungen und Umspannwerke zu errichten und das Risiko von Über- und Unterproduktion selbst zu übernehmen. Es ist wesentlich bequemer, einen Vertrag mit den Stadtwerken abzuschließen und am Monatsende eine Rechnung gemäß der genutzten Kilowattstunden Strom zu bezahlen.

Public Cloud ist wie IT aus der Steckdose

Die Analogie ist direkt auf die Cloud übertragbar: Die Nutzung einer Gigabyte-Sekunde (GBs) Ausführungszeit des Cloud-Services „Azure Functions“ kostet 0,000016 US$ - bei 400.000 GBs gratis pro Monat. Entscheidet sich ein Unternehmen, diesen Service selbst aufzubauen, muss es überlegen, welche Maximalkapazität es benötigen würde, hierfür Hardware beschaffen, den Service einrichten und betreiben. Schätzt es die Maximalkapazität als sehr hoch ein, werden die Investitionen hierfür schnell die Millionen-Grenze überschreiten. Schätzt es den Bedarf als gering ein, besteht die Gefahr, dass die Kapazitätsgrenze schnell erreicht wird oder das Betriebsteam zu klein ist, einen wirklich professionellen Betrieb zu gewährleisten.

Die Public Cloud bietet Unternehmen die Möglichkeit, aus einem sehr großen Katalog an Services auszuwählen, ohne die für deren Aufbau und Betrieb notwendigen Fixkosten tragen zu müssen. Unternehmen, die sich für die Private Cloud entscheiden, müssen entweder hohe Fixkosten bei entsprechendem Investitionsrisiko tragen oder sich mit einem kleinen Angebot an Cloud-Services zufriedengeben. Letzteres führt praktisch immer zu einer Verlangsamung der digitalen Transformation.

Die Vorteile der Public Cloud in der Übersicht

Die Hauptvorteile wurden bereits geschildert: Die Public Cloud bietet eine sehr viel größere Auswahl an Services, ohne Notwendigkeit eigener Investitonen. Aufgrund der Größe der Public Cloud können Kunden bei Bedarf (Vorbild: Pokemon Go) global skalieren. Die Abrechnung erfolgt in sehr kleinen Abrechnungseinheiten (Beispiel: Azure Functions). Bei einer entsprechenden Anpassung der Applikation können Kunden ihre IT so gestalten, dass die Kosten erst im Fall der konkreten Nutzung im Geschäftsmodell entstehen. Pokemon Go dient auch hier als gutes Beispiel: Die hohen IT-Infrastruktur-Kosten der globalen Nutzung entstanden erst, als das Spiel auch tatsächlich zum Erfolg wurde.

cloudahead Grafik Private vs Public Cloud

Kunden der Public Cloud werden innovativer

Unternehmen können die vier Kernvorteile der Public Cloud nutzen, um in ihrem Marktsegment Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Die Schlüsselfaktoren sind dabei die folgenden:

  • Schnellere Umsetzung: Aufgrund der vielen IT-Fertigteile in der Public Cloud können Anwendungsentwickler sehr schnell neue Applikationen programmieren. Aus Ideen können somit viel schneller neue Geschäftsmodelle werden.
  • Weniger Investitionsrisiko: Hohe Kosten entstehen in der Public Cloud in der Regel erst mit steigender Nutzung der Services. Also: Wird das neue Geschäftsmodell von den Kunden angenommen, dann steigen auch die IT-Kosten. Weil dann im Regelfall ebenfalls Umsätze entstehen, sinkt das geschäftliche Risiko der Idee.
  • Mehr Innovationsfreude: Ist eine Innovation auf die Nutzung der Private Cloud angewiesen, finden sich dort meist nur sehr wenige Services zur sofortigen Wiederverwendung. Der Geschäftsverantwortliche muss demnach mehr Geld, Zeit und Aufwand investieren, um einen ersten Prototypen der Innovation am Markt zu verproben. Der Katalog an fertig nutzbaren IT-Services in der Public Cloud dagegen ist sehr groß und führt in Kombination mit der risikoarmen Pay-per-Use-Abrechnung zu schnelleren Innovationen.
Sind Sie unsicher, welche Cloud für Sie besser ist?

Wenn Sie sich unsicher sind, ob sich die Private Cloud oder die Public Cloud für Ihr Unternehmen besser eignet, fragen Sie keine Technologie-Experten. Warum? Die relevanten Unterschiede zwischen Private und Public Cloud liegen nicht in der Technologie, sondern in kaufmännischen und rechtlichen Aspekten.

Als Vorgehensweise empfiehlt sich folgender, praxisorientierter Ansatz:

  • Definieren Sie Ihre strategischen Prioritäten: Möchten Sie früh eine Lösung beim Kunden ausprobieren? Möchten Sie global skalieren können? Haben Sie feste, über Jahre planbare Abnehmer?
  • Prototypische Anwendung dazu definieren: Überlegen Sie sich aus fachlicher Perspektive ein Anwendungsbeispiel, das Ihre strategischen Prioritäten grob erfüllt
  • Meinungsführer identifizieren: Mit hinreichender Größe Ihrer Organisation werden Sie intern Anhänger der Private Cloud und der Public Cloud finden. Identifizieren Sie deren Meinungsführer und bilden Sie zwei alternative Teams
  • Alternative Prototypen bauen lassen: Geben Sie beiden Teams die Aufgabe, den Prototypen zu bauen. Wichtig: Beide Teams sollten für Legal/Compliance-Fragen einen eigenen Zugang zu Juristen haben.
  • Ergebnisse abgleichen: Die beiden Teams werden unterschiedlich arbeiten und in unterschiedlicher Geschwindigkeit zu aufschlussreichen Ergebnissen kommen.

Anhand der dann entstehenden Diskussionen werden Sie eine gute Entscheidung treffen können.

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