"Wenn Deutschland schon nicht genug Geld für digitale Souveränität ausgibt, dann braucht es wenigstens eine Strategie." Das war mein Fazit aus dem Pressegespräch des ALASCA e.V., an dem ich gemeinsam mit Ernst Stöckl-Pukall (BMWK), Felix Kronlage-Dammers (OSBA und SCS), Miriam Seyffarth (OSBA), Till Hertwig (N+P Informationssysteme), Oliver Nyderle (Deutsche Telekom), Gernot Hofstetter (Yorizon) und Marius Feldmann (ALASCA e. V. und Cloud&Heat Technologies) teilnehmen durfte.
Das Whitepaper des ALASCA e.V.
Passend dazu ist heute das Whitepaper „Kontinuität auf dem Weg zur Digitalen Souveränität – Europäische Initiativen im Fokus“ erschienen. Dessen Kernbotschaften:
🔗 1. Kontinuität statt Cloud-Klein-Klein
Digitale Souveränität entsteht nicht durch immer neue Leuchtturmprojekte, sondern durch die konsequente Weiterentwicklung bestehender Strukturen. Europa braucht Standards, Zusammenarbeit und langfristige Perspektiven – keine Projekt-Flickenteppiche.
🌍 2. Open Source ist kein Nice-to-have, sondern der Schlüssel
Wer digitale Unabhängigkeit will, muss auf offene Technologien setzen. Open Source ist nicht nur sicherer und transparenter – es ist der einzige Weg, wie Europa nachhaltige digitale Wertschöpfung selbst gestalten kann.
🧩 3. Souveränität braucht gemeinsame Infrastruktur – kein Wettbasteln
Ein europäischer Cloud-Stack ist möglich – wenn wir jetzt koordiniert denken, interoperable Standards etablieren und digitale Resilienz als Gemeinschaftsprojekt verstehen.
Das Potpourri der Initiativen ist groß - die Herausforderung noch größer
Ergänzend dazu sehe ich weitere Initiativen, die auch Closed-Source-Ansätze beinhalten – z. B. EuroStack, AI-Gigafactories, SPRIN-D, die InvestAI-Initiative oder das Next Generation Internet.
Aber: Digitale Souveränität in der Praxis zu steigern ist eine herkulische Aufgabe. Die acatech hat bereits 2021 die Tiefe und Breite unserer Abhängigkeiten aufgezeigt: von Rohmaterialien und Vorprodukten über Komponenten, Kommunikations- und IT-Infrastruktur, Middleware, Software-as-a-Service, Datenebenen und Endgeräte bis hin zur Finanzierung vieler Unternehmen durch nicht-europäische Investoren.
Peter Drucker sagte: „The essence of strategy is choosing what not to do.”
Für Europa und seine digitale Souveränität heißt das für mich: Wenn wir schon zu wenig Geld ausgeben, dann brauchen wir wenigstens eine durchdachte, langfristige Strategie.
Eine Strategie, die unsere begrenzten Ressourcen klug bündelt – und die über Jahre hinweg konsequent implementiert wird. Ich sehe sie bislang nicht – inmitten all der Einzelmaßnahmen. Aber vielleicht erkenne ich nur (noch) nicht die Zusammenhänge?