Ist die AWS Sovereign Cloud eine Mogelpackung?

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20.06.2025
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2 min Lesedauer
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AWS lanciert mit großem Pomp seine „European Sovereign Cloud“ (ESC). 8 Mrd. Euro würden investiert, es entstünde eine echt souveräne, europäische Cloud. Die KritikerInnen sind empört, es handele sich um Etikettenschwindel, AWS würde Sovereignty Washing betreiben.

Was ist Sovereignty Washing?

Der Begriff ist angelehnt an „Green Washing“: Etwas erscheint grün, ist es aber nicht. Beispiel: Spraydosen mit FCKW-Freiheit bewerben – obwohl FCKW längst verboten ist. Die ESC wäre demnach „Sovereignty Washed“, wenn sie vorgibt, Europas digitale Souveränität zu stärken, dies aber real nicht tut.

Wie funktioniert das heutige AWS-Modell?

AWS betreibt >100 Verfügbarkeitszonen mit jeweils mehreren Rechenzentren in 37 Regionen weltweit. Jedes Rechenzentren selbst benötigt vor Ort nur sehr wenig Personal (~20 Personen). Die Entwicklung & Steuerung der >200 Services je Zone ist global verteilt (z. B. Seattle, Berlin, Dresden, München). Die Verteilung dieser Services erfolgt zentral kontrolliert aus den USA. Diese Wertschöpfung ist über mehrere Rechtseinheiten verteilt (u.a. Amazon Web Services, Inc. (USA), Amazon Web Services EMEA SARL (Luxemburg). Wichtige Entscheidungen werden durch das global verteilte Top-Management (u. a. 🇺🇸 Garman, 🇳🇱 Vogels, 🇮🇳 Sivasubramanian) getroffen, nicht vor Ort in der Verfügbarkeitszone.

Fazit: Keine Einheit aus Standort, Rechtseinheit und Entscheidungsgewalt.

Was ist neu an der ESC?

AWS hat dedizierte Rechenzentren in Brandenburg gebaut. AWS hat eine deutsche AWS-Rechtseinheit mit deutschem Management gegründet. Die Kontrolle über Betrieb & Software-Updates liegt exklusiv bei dieser Einheit

Diese Entkopplung fiel AWS aufgrund seiner Größe und globalen Integration nicht leicht, das Unternehmen zögerte diesen Schritt lange hinaus. 

Warum macht AWS das – und warum unterstützt das BSI offenbar?

Die ESC ist auf das Szenario „Trump ordnet AWS-Abschaltung an“ ausgelegt. Amazon USA soll dann keinen Zugriff mehr auf Betrieb oder Steuerung der ESC haben. Entscheidungen lägen ausschließlich bei deutschen Führungskräften einer deutschen GmbH. Im Extremfall könnte Deutschland – wie bei den Gazprom-Gasspeichern – eingreifen oder die Infrastruktur konfiszieren.

Ist die ESC nun eine Mogelpackung?

Das kommt auf Deine Definition von digitaler Souveränität an:
A) Es geht Dir um die Auflösung aller Abhängigkeiten? → Ja, Mogelpackung.
B) Du möchtest Handlungsfähigkeit, auch im Krisenfall? → Dann nein.

Meine Meinung:

✅ Wenn viele deutsche AWS-Kunden zur ESC wechseln, steigt tatsächlich Deutschlands digitale Resilienz.

🛑 Wenn nur Kunden des Sovereign Cloud Stacks migrieren, dann nicht.

⚪ Das Thema Cloud Act verändert sich nicht im Vergleich zur Standard-AWS. 

Es bleibt die Fragen:
🤷‍♂️ wie die Organisation bezüglich Cloud-Act-Anfragen reagiert,
🤷‍♂️ welchen Weisungen sich die deutsche Organisation konkret widersetzt und
🤷‍♂️ ob die deutschen Behörden in einem Krisenfall ausreichend schnell reagieren.

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