Wie digital abhängig ist Europa wirklich? Unsere neue Umfrage zeigt: Unternehmen und Behörden sind vollgestopft mit Closed-Source-Software aus Nicht-EU-Ländern.
Gemeinsam mit tecRacer haben wir 209 IT-Entscheider:innen in Deutschland befragt – quer durch alle Unternehmensgrößen, mit Schwerpunkt auf mittleren und großen Organisationen.
Wir sind mindestens zu 80% digital abhängig
📊 Das Ergebnis: Ein mittel bis sehr hoher Anteil nicht-europäischer Anbieter mit Closed-Source-Software zieht sich durch den gesamten Tech-Stack:
👉 Endgeräte: über 90 %
👉 Hardware-Komponenten: rund 90 %
👉 Anwendungssoftware: über 85 %
👉 IT-Infrastruktur-Software: über 85 %

Ein Teil der Risiken ist geopolitisch bedingt: Sorgen über den Cloud Act, mögliche Datenverluste, politische Eingriffe oder Großkrisen.

Aber viele Risiken sind hausgemacht – oder schlicht universell:
👉 Software-Schwachstellen gibt es auch bei europäischen Clouds oder Open Source.
👉 Vendor Lock-in ist kein US-Patent – das lässt sich auch in Walldorf besichtigen.
👉 Know-how-Verluste durch Outsourcing begleiten uns, seit es Wertschöpfungsketten gibt.
👉 Überwachung und Geheimdienste sind kein rein transatlantisches Problem.
Digitale Souveränität im Sinne von Unabhängigkeit ist schlicht nicht realistisch
Etwa die Hälfte der Befragten definiert den Begriff als: „die Fähigkeit, digitale Technologien, Daten und Infrastrukturen unabhängig von externen Anbietern oder Drittstaaten zu betreiben und zu kontrollieren.“
Aber mal ehrlich: Wie soll das jemals funktionieren? Wollen wir wirklich den gesamten Tech-Stack in Europa nachbauen – Endgeräte, Hardware, Software, Netzwerke, IT-Services, BPO, Finanzen?
Oder hoffen wir darauf, dass sich die IT-ExpertInnen der Welt zusammentun, um Millionen Zeilen Code als Freie Open-Source-Softwares (FOSS) zu entwickeln und zu warten? Uns gehen wir davon aus, dass der Staat diese EntwicklerInnen beauftragt, steuert und bezahlt?
Aus fokussierten Nischenakteuren globale Bottlenecks machen
Die Lösung liegt irgendwo zwischen Stoizismus („Fokussiere dich auf das, was du selbst verändern kannst“) und C.G. Jung („Man wird nicht erleuchtet, indem man sich Lichtfiguren vorstellt, sondern indem man sich der Dunkelheit bewusst wird.“).
👉 Für Unternehmen heißt das: intelligenter Umgang mit Risiken, statt idealistische Versuche, sie auf null zu bringen.
👉 Für den Staat bedeutet es: strategische Hebel aufbauen, also gezielt fokussierte Nischenakteure (wie ASML) zu globalen Bottlenecks ausbauen.
Statt für Milliarden von Euros über Jahre hinweg Millionen von Abhängigkeiten aufzulösen, schaffen wir auf diese Weise gezielt Gegenabhängigkeiten. Wir werden vom Opfer der Geopolitik zum Akteur im Spiel der gegenseitigen Abschreckung.






